Am 31.März 2000 nahm die Universität Urbino mit einem Sonderbeschluss das Angebot von Carlo Bo an, ihr seine Bibliothek zu vermachen.
Die Bücher und die weiteren Materialien der Bibliothek waren in verschiedenen Wohnungen (in Mailand, Sestri Levante und Urbino) untergebracht.
Es handelt sich um fast 100 000 bibliographische Einheiten (monographische Werke, Zeitschriften, Broschüren und Sonderdrucke), vermutlich die größte in Italien vorhandene Privatbibliothek, eine Sammlung, die die weitreichenden Interessen ihres Besitzers beweist.
Die wichtigsten Klauseln, die das Schenkungsangebot enthielt, betrafen die Verpflichtung, die Bände zu inventarisieren und zu katalogisieren, sie dann öffentlich zugänglich zu machen, den Buchbestand zu erweitern und in der bestmöglichen Weise zu erhalten, und dies in Übereinstimmung mit den wissenschaftlichen Bestimmungen der “Stiftung Carlo und Marise Bo für die moderne und zeitgenössische europäische Literatur“.
Wie aus dem Artikel 2 des Statuts der Stiftung, das am 22.Februar 2002 von den Mitgliederversammlung beschlossen wurde, hervorgeht, sind die Zielsetzungen der Bibliothek die folgenden:
– die Bibliothek von Carlo Bo zu erhalten und zu erweitern, auch durch den Erwerb von besonders bedeutenden literarischen und historischen Archiven;
– das Studium der modernen und zeitgenössischen Literaturen und Kulturen zu fördern;
– in ihrem Arbeitsprogramm in direkter Zusammenarbeit mit der Universität Urbino „Carlo Bo“ und den wichtigsten nationalen und internationalen kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen die wissenschaftliche Forschung zu fördern und zu ermöglichen.
Im Oktober 2001 hat die Universität Urbino fünf Arbeitsverträge über koordinierte und fortgesetzte Mitarbeit ausgeschrieben, die der Herstellung der Kataloge, der Inventarisierung und der Aufstellung des Bibliotheksbestandes dienen sollten. Im Gefolge der Ausschreibung wurde die Arbeit fünf jungen Graduierten in „Erhaltung von Kulturgütern“ (Fachbereich Buch und Archiv) zuerteilt. Die Koordinierung ihrer Arbeit wurde einer Bibliothekarsbeamtin, Frau Dr. Anna Rita Berardi, anvertraut.
Das Projekt der Organisation und Einrichtung der Bibliothek wurde von Prof. Giovanni Di Domenico geleitet. Dieses Projekt basiert auf mehreren Vorentscheidungen:
– Eingliederung in den SBN-Pool von Universität und Provinz und Übernahme des Katalogsystems SEBINA, das in Urbino schon in Gebrauch ist;
– Katalographische Beschreibung, die die Besonderheit des einzelnen Exemplars berücksichtigt (Widmungen, Postillen, Beilagen usw.)
– Genaue Dokumentierung der Herkunft und Aufbewahrung der Beilagen, die dem Archiv der Korrespondenzen eingegliedert werden sollen (Briefe, Postkarten, Billetts, usw.), im Unterschied zu der ursprünglichen physischen Verbindung mit den Bänden, die für andere Arten von Beilagen erhalten bleibt (z.B. gedrucktes Material wie Zeitungsausschnitte, Verlagsprospekte, usw.);
– Digitale Reproduktion der autographen Widmungen von Autoren, Herausgebern, Freunden und anderen, die in zahlreichen Exemplaren der Sammlung vorhanden sind: dadurch sollen die Originaltexte geschützt werden, auch im Hinblick auf die Bewertung dokumentarischer Spuren, die in einigen Fällen den Wert wahrer literarischer Texte haben, durch die es möglich sein wird, wichtige Verbindungen zwischen einem herausragenden Widmer und anderen Gestalten der italienischen und europäischen Kultur seiner Zeit zu rekonstruieren;
– Herstellung eines Plans für die Anordnung und Aufstellung der einzelnen Abteilungen, der diverse Faktoren berücksichtigt: die komplexe Persönlichkeit des Schenkers, die Ziele der Schenkung, die vorhandenen wissenschaftlichen Abteilungen, die vielseitige Natur und Bestimmung der Bibliothek, ihre Weiterführung;
– Ausfindigmachung von fortschrittlichen Lösungen für die bestmögliche Konservierung und den Schutz des Bibliotheksbestands.
Die Katalogisierungsarbeiten wurden im Januar 2002 im Palazzo Passionei Paciotti, dem Sitz der Stiftung, begonnen und sind im Oktober 2004 so weit fortgeschritten, dass nun der Zugang des Publikums zur Bibliothek für insgesamt 18 Stunden in der Woche möglich ist. Bis jetzt sind die Abteilungen der verschiedenen Literaturen fast vollständig katalogisiert und, zusammen mit anderen Dokumenten, insgesamt 65.000 Titel, zugänglich.
Traduzione a cura della Dott.ssa Ursula Voght